Wie nicht anders zu erwarten, ging der Abschied von Békéscsaba in Etappen vor sich. Ich musste ja noch unbedingt das slowakische Museum besuchen, das am Sonntag und Montag geschlossen war, und war von verschiedenen Seiten angehalten worden, auch noch das Slowakische Forschungsinstitut zu besuchen. Zu diesem machte ich mich gegen 9 Uhr auf den Weg und wurde von der einzigen anwesenden Mitarbeiterin, Frau Gulášová, freundlich begrüßt. Außer ihr war ein junger Mann da, der in Szeged Slowakistik studiert hat und gerade seine Diplomarbeit über Tranoscius schreibt. Er war besonders fasziniert davon, wie gut er mein Tschechisch verstand – offenbar hatte er zum ersten Mal diese Erfahrung mit einem Tschechischsprecher. Nachdem er gegangen war, zeigte mir Frau Gulášová die Buchreihen des Instituts, wir wurden aber bald durch die Ankunft ihres Mannes und Sohnes unterbrochen. Da konnte ich nun zum ersten Mal eine natürliche Unterhaltung zwischen Slowaken hören. Herr Guláš sprach allerdings schwer verständlich, allerdings auch über ein kompliziertes Thema (es ging um die Reparatur eines Brunnens). Und Frau Gulášová redete ihren Mann mit der 2. Person Plural an – leider war er so wortkarg, dass ich nicht feststellen konnte, ob das nun reziprok erfolgte oder nicht. Zum Abschluss bekam ich noch einige Bücher geschenkt, die bald in die Tübinger Bibliothek eingegliedert werden, und machte mich auf den Weg zum Museum.
Das Museum habe ich nur mit Mühe wiedergefunden, es war auch nicht besonders umwerfend. Der Herr, der die Sammlungen bewachte, konnte auch fast kein Slowakisch, sodass die Erläuterungen sehr kurz ausfielen. Immerhin hat es aber dazu gereicht, dass er mir mitteilte, sein Ur..urgroßvater sei Räuber gewesen (môj starý starý… otec zbojník), deshalb hat er auch schon einmal an einem Jánošík-Festival teilgenommen… – Meine letzte Amtshandlung in Békéscsaba bestand darin, dass ich am Schwimmbad nachgefragt habe, ob meine Armbanduhr gefunden wurde. Diese vermisse ich nämlich seit gestern Abend, auch wenn es möglich ist, dass sie irgendwo iim Auto liegt. Die Nachfrage war gewissermaßen eine Sprachprüfung, die ich aber gut bestanden habe. Die Dame an der Kasse verstand jedenfalls, was ich wollte, und hat an sechs Stellen angerufen und nachgefragt, leider war die Uhr aber nicht aufzufinden.
Im Ortsinneren parkte ich mein Auto im Schatten und ging erst einmal in den Club Stomi, um ein Mineralwasser zu trinken. Der Kellner war freundlich und redete mit mir Rumänisch, auf meine Frage, ob er Bulgarisch spreche, hat er nicht geantwortet. Wahrscheinlich fand er die Frage banal, denn am Nebentisch sprach man Bulgarisch und auch der Kellner sprach mit den Gästen so. Ich habe zwar nicht viel verstanden und wegen der slawischen Wörter im Rumänischen muss man vorsichtig sein, aber Wörter wie koji ‘welcher’ sind doch eindeutig. Ich hatte Hemmungen, die Leute anzusprechen, so habe ich nur aus der Ferne gelauscht und nicht einmal die jungen Leute an den Laptops angesprochen, die im Club saßen – der scheint nämlich gleichzeitig eine Art Internetcafé zu sein.
Dafür habe ich eifrig fotografiert und bewundere das Selbstbewusstsein der Minderheit, die wirklich eifrig ihren Dialekt (in Lateinschrift) in Aufschriften verwendet, an verschiedenen offiziellen Einrichtungen, aber auch an der Kirche, dem Kriegerdenkmal usw. Es gibt auch ein Museum (an dem freilich nicht einmal Öffnungszeiten dran stehen) und diverse Läden. Nur nach einem Hotel oder auch nur Restaurant habe ich vergeblich gesucht.
In Sânnicolau Mare (auch Großsanktnikolaus oder Nagyszentmiklós) fand ich schnell das Hotel Malvina, in dem ich dann genächtigt und auch zu Abend gegessen habe. Das Beste war das Unterhaltungsprogramm im Fernsehen, an dem Tag, an dem das Verfassungsgericht die Volksabstimmung über den rumänischen Präsidenten für gültig erklärt hat… Ja, und morgen geht es noch einmal nach Stár Bišnov und danach in die Vojvodina.

