27. Februar 2024: Trenčín

Am 27. Februar bin ich von Polen in die Slowakei weitergefahren. Dort hatte ich am 29. Februar einen dienstlichen Termin, ich sollte nämlich an einem Habilitationsverfahren teilnehmen. Natürlich hätte ich auch noch in Polen bleiben und dann am 28. direkt nach Bratislava fahren können, aber ich wollte nach langer Zeit endlich mal wieder die westslowakischen Städte Trenčín und Trnava besuchen. Denn mit ihnen verbinde ich schöne Erinnerungen an meinen ersten längeren Besuch in der Slowakei Anfang der neunziger Jahre. Damals reiste ich mit Bus und Bahn (und noch nicht mit dem Auto) und nahm mir viel mehr Zeit als heute. Ich glaube, ich habe damals in beiden Städten mehrere Tage verbracht.

Von Wilamowice nach Trenčín sind es ungefähr 200 km. Ich bin gleich nach dem Frühstück losgefahren und war kurz vor 11 Uhr an der Grenze. Dort habe ich eine elektronische Vignette für zehn Tage erworben, das ging schnell und das System ist inzwischen auch wirklich sehr einfach. Ich kann mich aber auch noch an die Zeiten erinnern, wo ich bei mehreren Tankstellen nachfragen musste, ob sie Vignetten haben, bevor ich dann eine bekam.

Und gegen Mittag war ich in Trenčín, wo ich gleich die Pension aufsuchen wollte, in der ich ein Zimmer gebucht hatte. Das war aber gar nicht so einfach, denn mein Navi hatte schon in Polen mitgeteilt, dorthin könne man nicht fahren, ich solle mein Auto abstellen und zu Fuß gehen. Die Pension liegt nämlich mitten in der Fußgängerzone. So habe ich das auch gemacht und habe in der Pension gefragt, wie ich zu ihnen kommen soll. Und die Antwort lautete, ich müsste halt durch die Fußgängerzone fahren… Das ging dann auch problemlos, allerdings ist die Straße ziemlich eng. Außer mir hat das aber anscheinend niemanden gestört.

Nach einer kleinen Pause habe ich mich dann der Hauptsehenswürdigkeit von Trenčín genähert, d.h., ich bin zum Schloss hinaufgestiegen. Zunächst war ich ängstlich, ob das nicht sehr anstrengend wird, aber das war nicht. Die Wege haben nur eine leichte Steigung, und man ist erstaunlich schnell oben. An der Kasse habe ich mir dann eine Eintrittskarte ohne Führung gekauft und habe mich als Rentner ausgegeben, was mir die Dame nach einem Blick auf meinen Personalausweis auch sofort geglaubt hat.

Ich habe deshalb auf eine Führung verzichtet, weil man auch ohne Führung ist fast alle Gebäude hineinkommt. Und die Geschichte der Burg kenne ich in den Grundzügen. Ihr wichtigster Besitzer war Matúš Čák (1260-1321), ein ungarischer Magnat, der in den letzten Jahren seines Lebens dem Königreich Ungarn seinen Gehorsam verweigerte und gewissermaßen einen eigenen Staat hatte. In der slowakischen Tradition wird dieser Staat als Vorläufer der heutigen Slowakei angesehen, was aber historisch mehr als fraglich ist. In der Ausstellung im Bergfried stand jedenfalls, er sei vermutlich in Wirklichkeit Ungar gewesen (man staunt, wie leicht sich das offenbar entscheiden lässt) und sei nur an seiner eigenen Macht interessiert gewesen (das gab es offenbar im 13. Jahrhundert auch schon…). In der Burg spielt er heute aber eine geringere Rolle als früher.

Zu den späteren Besitzern gehörte die ungarische Familie Illésházy, die übrigens vom gleichen Urahnen wie die Esterházy abstammt. Die heißt auf Slowakisch Ilešházi, wird also Slowakisch geschrieben, und zwar, wenn ich mich nicht irre, seit der Rechtschreibreform von 1991. Weil die slowakische Orthografie ziemlich vernünftig ist, gab es damals nicht viel zu reformieren, und dann hat man eingeführt, dass ungarische Namen mit slowakischer Orthografie schreiben sind…

Von der Burg ist nicht so viel zu berichten. Es gibt halt jede Menge Türme, darunter auch den Hungerturm mit einer Ausstellung über die Geschichte der Todesstrafe (die offenbar auf keiner slowakischen Burg fehlen darf), man hat schön Ausblicke ins Tal, und man kann den Bergfried besteigen, wo in jedem Stockwerk eine kleine Ausstellung ist und von dessen letztem Stockwerk die Aussicht noch schöner ist als anderswo.

Nach der Burg habe ich das Hotel Elizabeth aufgesucht (früher Hotel Tatra), in dem man eine römische Inschrift aus dem Jahr 179 besichtigen kann. Der Legat Marcus Valerianus Maximinianus hat sie zur Erinnerung an einen Feldzug von Marc Aurel einmeißeln lassen. Und aus ihr wissen wir auch, wie der Ort in römischer Zeit hieß, nämlich Laugaricio. Die Inschrift ist heute schwer lesbar, und die deutsche Übersetzung, die in einer Vitrine daneben steht, ist eher unverdaulich…

Abends bin ich dann noch essen gegangen, was in Trenčín gar nicht so einfach ist. Aber da, wo ich war, gab es sogar vegetarische Speisen, das fand ich dann sehr angenehm.

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