28. Februar 2024: Trnava, Bratislava

Am 28. Februar bin ich morgens von Trenčín losgefahren. Ich wollte unterwegs noch Trnava/Tyrnau besuchen, eine Stadt, an die ich noch mehr Erinnerungen habe als an Trenčín, und wollte dann in der Mittagszeit in Bratislava eintreffen. Für den Abend hatte ich schon das erste Treffen vereinbart.

Die Fahrt von Trenčín nach Trnava verlief reibungslos, kurz nach 10 Uhr bin ich dort eingetroffen. Nach einer kleinen Rundfahrt habe ich einen (bezahlten) Parkplatz innerhalb der Altstadt gefunden, nahe der Franziskanerkirche, und von dort bin ich in die Altstadt aufgebrochen. Gleich als erstes kam ich am 1831 gebauten Theater vorbei, an dem eine wunderschöne lateinische Inschrift steht, in der „Senatus ac populus Tirnavensis“ vorkommen. Diese Inschrift hat mich schon von mehr als dreißig Jahren tief beeindruckt, denn sie legt Zeugnis davon ab, dass Trnava mal eine sehr wichtige Stadt war… Von 1543 bis 1820 siedelte nämlich hier der Erzbischof von Esztergom/Gran (und Primas von Ungarn), der vor den Osmanen fliehen musste. 277 Jahre lang war die Stadt damit eines der Zentren der ungarischen Staatlichkeit – und dann war alles vorbei. Ein slowakisches Erzbistum wurde erst 1922 wiedereingerichtet.

Irgendwie sieht man der ganzen Innenstadt trotz aller Modernisierungen an, dass die eigentlich spannende Zeit um 1800 geendet hat. Es gibt viele Gebäude aus dem 18. Jahrhundert und vor allem auch viele Kirchen und kirchliche Einrichtungen. Aber so wirklich belebt wirken sie nicht… Manchmal gibt es auch Neues. Auf dem Weg zum spätgotischen Dom (der leider gerade eingerüstet ist) kam ich am Angela-Merici-Gymnasium vorbei und fragte mich, ob das vielleicht die slowakische Namensform von Angela Merkel ist. Inzwischen weiß ich aber, dass es nach der italienischen Heiligen Angela Merici benannt ist, die von 1474 bis 1540 gelebt hat und den Orden der Ursulinerinnen begründet hat (er betreibt natürlich auch dieses Gymnasium).

Nach der Besichtigung des Doms habe ich mich zum Glück noch erinnert, dass es auch eine Kathedrale gibt (ein neuer Beweis dafür, dass „Dom“ und „Kathedrale“ keine Synonyme sind). Im Dom siedelten die Erzbischöfe von Esztergom (und damit war er bis 1822 auch Kathedrale), aber die neuen Erzbischöfe von Trnava siedeln in der früheren Universitätskirche, die heute die Kathedrale des Hl. Johannes ist. Diese Kirche war einer der ersten Barockbauten in der heutigen Slowakei und wurde ab 1629 gebaut. Und wenn wir schon bei der Universitätskirche sind, will ich auch gleich auf die Universitätslandschaft von Trnava eingehen, wo es nämlich zwei Universitäten gibt (bei 62.000 Einwohner_innen). Von 1635 bis 1777 hatte es in Trnava schon einmal eine Universität gegeben, die aber 1777 von Maria Theresia nach Buda verlegt wurde. Dann musste die Stadt über 200 Jahre ohne Universität auskommen (ein schweres Los…), bis 1992, also kurz vor der Unabhängigkeit der Slowakei eine neue Universität gegründet wurde. 1997 wurde dann noch eine zweite Universität, die Universität der Hl. Kyrill und Method gegründet, um die es viele politische Auseinandersetzungen gab. U.a. hat die Universität (anscheinend) bis heute nicht den gleichen Status erhalten wie die erste Universität, sie hat aber schon ihr 25jähriges Jubiläum gefeiert. Offenbar gibt es auch immer Bestrebungen, die beiden Universitäten zu vereinen, aber sie sind bisher gescheitert.

Nachdem ich nun so viele katholische Denkmäler gesehen hatte, beschloss ich, mir auch die Synagogen von Trnava anzuschauen. Von denen gibt es zwei, eine orthodoxe Synagoge von 1880 und eine Synagoge, die den schönen Namen „Synagóga status quo ante“ trägt und 1891 gebaut wurde. Der Name weist darauf hin, dass die Erbauer der Synagoge die Spaltung der jüdischen Gemeinden in Ungarn in Orthodoxe und „Neologen“ nicht mitmachen wollte. Wie leider nicht anders zu erwarten, sind beide Synagogen heute nicht mehr in Betrieb. In der Synagoge status quo ante ist ein Ausstellungszentrum, in der orthodoxen Synagoge ein Café. Auch wenn dort viele Leute saßen und es vermutlich ein gutes Café ist, konnte ich mich nicht entschließen, mich dort niederzulassen und einen Kaffee zu trinken…

Dann habe ich noch chinesisch zu Mittag gegessen und bin nach Bratislava weitergefahren, wo ich am nächsten Tag an einer Habilitation teilgenommen habe. Über diese und über den Aufenthalt in Bratislava will ich hier nicht berichten, nur noch die Anfahrt zum Hotel soll gewürdigt werden, weil die wirklich exzeptionell war. Die Philosophische Fakultät hatte mich im Hotel „Družba“ untergebracht (schon allein der Name erinnert an alte Zeiten), das sich mitten in einem Studentenwohnheim befindet. Das finde ich jetzt gar nicht schlimm, aber ich hätte damit gerechnet, dass für das Hotel einer der Wohnblöcke reserviert ist. So ist es aber nicht, das Hotel befindet sich im 4. bis 8. (?) Stock eines Wohnheims und nimmt dann auch nicht immer den ganzen Stock ein, sondern nur einen Teilbereich, für den man einen Schlüssel bekommt. Schon etwas eigenartig, das Zimmer war aber völlig in Ordnung.

Noch besser war aber die Anreise zum Parkplatz. Die nette Dame von der Fakultät hatte mich nämlich auch gefragt, ob ich mit dem Auto komme, und hat einen Parkplatz am Hotel für mich bestellt. Und nach dem habe ich lange gesucht. Wenn man, auf einer großen Ausfallstraße in Richtung Karlova Ves fahrend, rechts das Studentenwohnheim plus Hotel sieht und danach abbiegt, kommt man nämlich zu einer Tankstelle, neben der ein Parkplatz ist. Das ist offenkundig ein öffentlicher Parkplatz, also habe ich nach weiteren Parkplätzen gesucht. Es gab mehrere Möglichkeiten, in das Gelände des Studentenwohnheims zu gehen (!), aber keine, wo man hineinfahren konnte. Dafür gab es eine (geschlossene) Zufahrt zum Zoologischen Garten (sic!) und neben ihr eine kleine Straße ohne Beschilderung. In die bin ich hineingefahren und kam dann in eine Gartenanlage oberhalb der Donau (wo man sicher nicht mit dem Auto hineindarf, das habe ich aber erst bemerkt, als ich schon drinnen war), von der ich dann durch ein Wäldchen und weitere Gärten irgendwann wieder zur großen Straße kam.

Die Lehre lautete also, dass es nicht die Einfahrt nach dem Studentenwohnheim sein kann, also bin ich in einem großen Bogen wieder in Richtung Stadt und dann zurück auf der Ausfallstraße, nur bin ich diesmal vor dem Studentenwohnheim abgebogen. Da gab es zwar Parkplätze, auf die man aber nicht fahren konnte, außer den Parkplätzen, die zu einer Zahnklinik gehören. Ich finde es zwar gut, dass es dort Parkplätze gibt, aber in die Zahnklinik wollte ich eigentlich nicht. Also wieder zurück, wieder im Kreis gefahren und wieder zur Tankstelle, auf deren Parkplatz ich dann parkte, um die Lage zu Fuß zu erkunden. Von der Pförtnerloge wurde ich in die Rezeption verwiesen, und dort klärte sich dann das Rätsel. Der Parkplatz des Hotels ist wirklich der in der Nähe der Zahnklinik, aber er ist mit einer Schranke versehen, die ich natürlich übersehen hatte. Als der Herr in der Rezeption mir auch noch erklären wollte, was ich machen muss, wenn ich wegfahre und zurückkommen will, habe ich ihm versichert, dass ich genau das nicht vorhabe… Ich habe mein Zimmer bezogen und bin abends in die Stadt, wo ich um 19 Uhr verabredet war. Ich habe auch noch schnell den Dom und die Altstadt „besichtigt“, hatte dann einen sehr netten Abend und konnte am nächsten Tag gut ausgeschlafen an der Habilitation teilnehmen.

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