An diesem Tag wollte ich einen Ausflug in die Umgebung von Sárospatak machen, habe aber lange geschwankt, wo ich genau hinfahre. Wichtig war mir vor allem Nyíregyháza, weil das das Zentrum der russinischen Minderheit in Ungarn ist. Allerdings war ich mir von vornherein unsicher, was man da eigentlich besichtigen kann und ob man sich nicht lange vorher hätte informieren und anmelden sollen. Nyíregyháza liegt im Dreiländereck von Ungarn, der Ukraine und Rumänien, da wären also auch spannende Ausflüge möglich, und wenn schon nicht in die Ukraine, dann doch ins rumänische Satu Mare (deutsch Sathmar). Ich habe mich dagegen entschieden, weil wirklich die Frage ist, was man bei einem solchen Kurzausflug wirklich sieht. Und auch Debrecen und Miskolc, die in Ungarn in Reichweite waren, habe ich verworfen, denn in beiden Städten bin ich schon gewesen, in Miskolc sogar mehrfach.
So bin ich denn in Richtung Nyíregyháza losgefahren, wie üblich mit Navi, und wurde schon kurz nach Sárospatak darauf hingewiesen, dass ich auf dieser Strecke eine Fähre benutzen müsse. Dazu hatte ich keine Lust, habe eingestellt, dass ich Fähren vermeiden will, und musste dann eine etwas längere Strecke fahren, die mich aber über Tokaj führte. Diesen Ort hatte ich nicht eingeplant, aber wenn ich schon mal vorbeikomme, dann schaue ich ihn mir natürlich an, insbesondere wenn ich schon mal dort war. In Tokaj war ich vor vielen Jahren und kann mich an mehrere Kirche und ein Denkmal des ukrainischen Philosophen Hryhorij Skovoroda erinnern, über das ich ziemlich überrascht war. Aber er ist tatsächlich viel gereist und war 1745 in Tokaj, woran man sich dort offenbar gerne erinnert.
In Tokaj angekommen, parkte ich vor der großen und offenbar vor kurzem renovierten Synagoge. Sie war aber geschlossen und ich konnte auch nicht herausfinden, als was sie jetzt genutzt wird. Dann ging ich ins Stadtzentrum, wo aber gerade viel gebaut und renoviert wird. Überall waren Zäune und Absperrungen, und die Hauptkirche (bzw. das, was ich für die Stadtkirche hielt) war geschlossen. Auch das Skovoroda-Denkmal habe ich nicht gefunden, vielleicht ist es ja auch gerade im Depot… Die Stadt war auch menschenleer, und so bin ich bald weitergefahren. – Vielleicht fragt sich jemand, ob ich denn keinen Tokajer gekauft habe. Dazu gab es einige Möglichkeiten (übrigens auch schon auf der slowakischen Seite der Grenze), aber ich habe sie nicht wahrgenommen. Erstens verfüge ich seit meiner Abschiedsvorlesung über solche Alkoholvorräte, dass ich gar nicht weiß, wann ich die aufbrauchen soll. Zweitens ist der Tokajer ein süßer Wein und damit nicht einmal als Geschenk besonders geeignet.
Dann ging es weiter nach Nyíregyháza, wo ich in der Mittagszeit eintraf und erstmal einen Parkplatz suchte. Geparkt habe ich dann in der Nähe der katholischen Kirche, wo gerade die Vorbereitungen für ein Volksfest getroffen wurden. Ich ging zum Hauptplatz, wo ein riesiges Kossuth-Denkmal steht, und lief dann durch die Fußgängerzone, wo es weitere große Bauten des K.u.K.-Stils gibt. Irgendwelche Hinweise auf die Russinen konnte ich aber nicht finden, was mich aber nicht sehr verwundert hat. Nyíregyháza ist eine ziemlich große Stadt (115.000 Einwohner),und die Russinen wohnen wahrscheinlich eher auf dem Land. Wie schon gesagt, hätte ich mich mehr vorbereiten und wohl auch anmelden sollen. Ich habe dann in einem Café ein gutes vegetarisches Essen genossen (eine Avocado-Creme mit Zwiebeln und gerösteter Pizza), so etwas hätte ich hier gar nicht erwartet. Bevor ich zurückgefahren bin, wollte ich unbedingt noch die lutherische Kirche von 1784 anschauen, offenbar das wichtigste Baudenkmal (Nyíregyháza ist erst spät eine Großstadt geworden…). Zu der bin ich mit dem Auto gefahren, weil sie nicht so nah am Zentrum ist, und kann jetzt bestätigen, dass die Kirche imposant ist. Aber natürlich war sie, wie sich für eine anständige lutherische Kirche gehört, geschlossen.
Auf der Rückfahrt habe ich dann doch noch die Fähre ausprobiert. Mit ihr fährt man über die Theiß, die hier schon ziemlich breit ist. Die Fähre selbst ist ziemlich schlicht, ohne irgendwelche Aufbauten, und sie fährt offenbar ständig zwischen den beiden Ufern hin und her. Ich musste etwa eine Viertelstunde warten, bin dann auf die Fähre hinaufgefahren und nach weniger als zehn Minuten wieder herunter.
In Sárospatak habe ich dann endlich das Ortsschild in altungarischen Runen fotografiert – was ich schon länger vorhatte. Gegen Abend war ich noch einmal auf dem Reformierten Friedhof und habe den Tag mit einem Abendessen in einer Pizzeria beschlossen. Vorher hatte ich länger nach Gaststätten gesucht, aber es scheint wirklich fast keine zu geben, außer den „Trappisten“ und dieser Pizzeria. Auf dem Rückweg ins Hotel sah ich allerdings noch in Nähe der Burg eine Gaststätte, die unterhalb der Straße lag und in der viele Leute saßen. Sonderbarerweise konnte ich aber nicht sehen, wo man in sie hineinkommt. Das muss ich beim nächsten Besuch in Sárospatak herausfinden.