12. August 2020: Besuch bei den Bauernhöfen meiner Vorfahren

Heute will ich über den Besuch auf vier Bauernhöfen, auf denen Vorfahren von mir gelebt haben, berichten. Dass mir die Namen dieser Bauernhöfe überhaupt bekannt sind, liegt an Forschungen zum Stammbaum der Bergers, die mein Großvater Peter Berger in der Nazizeit durchgeführt hat. Diese Forschungen liegen mir vor, und ich habe auch selbst in den achtziger Jahren einiges ergänzt, durch Studien im Archiv des Bistums Passau. Für die jetzige Reise war aber eine kleine Familiengeschichte am sinnvollsten, die ich im Jahr 1987 anlässlich der Geburt meines ältesten Neffen verfasst habe. Dort stehen viele nützliche Angaben, vor allem finden sich dort aber auch Fotos der Höfe, schwarzweiß, aber immerhin. Wer die Fotos gemacht hat, kann ich nicht mehr rekonstruieren. Und offengestanden weiß ich auch nicht bei allen Angaben, woher sie stammen… Aber die Familiengeschichte ist ja glücklicherweise kein wissenschaftliches Werk und heute nur noch in wenigen (maschinenschriftlichen) Exemplaren in Privatbesitz verfügbar.

Wie schon erwähnt, war ich am 9. August in Irching, einem der vier Orte, allerdings ohne den Hof zu finden. Am 12. August bin ich dann mit meiner Familie hingefahren, da begannen wir die Besichtigung mit dem Hof, auf dem die Bergers zum ersten Mal belegt sind, und zwar im Jahr 1652. Das ist das Handlgut in Voglarn bei Malching. Das Erscheinen der Bergers in der Geschichte ist im Übrigen ziemlich rätselhaft. Denn der erste Beleg ist ein Eintrag im Taufbuch, in dem berichtet wird, dass Simon Perger und seine Frau Maria am 14. März 1652 in der Klosterkirche von Ering ihre Tochter Regina taufen ließen. Weder die Hochzeit noch die Geburt von Simon Perger sind aber in den Kirchenbüchern der Umgebung verzeichnet. Und das Handlgut kann auch noch nicht lange im Besitz von Simon Perger gewesen sein, denn der Vorbesitzer, Sebastian Wagner, wird noch zwei Jahre vorher in den Kirchenbüchern erwähnt.

Die Frage, woher die Familie kam, kann derzeit nicht beantwortet werden. Mein Großvater hat mal erzählt, er vermute, dass sie von der anderen Seite des Inns, also aus Österreich, gekommen seien. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass die Gebiete auf der anderen Seite des Inns, das sog. Innviertel, damals zu Bayern gehörten (bis 1779), ebenso wie übrigens Ering, Malching und Umgebung. Die anderen Orte, an denen meine Vorfahren lebten, gehörten dagegen zum Bistum Passau.

Voglarn ist relativ klein, und der ältere Teil des Dorfs besteht nur aus zwei Bauernhöfen. So haben wir den richtigen Hof sehr schnell gefunden und konnten ihn auch mit dem Bild von 1987 identifizieren. Damals hatte ich notiert, dass sich der Hof im Besitz einer Antiquitätenhändlerin befinde, seither hat er schon zweimal den Besitzer gewechselt. Der heutige Besitzer begrüßte uns sehr freundlich und lud zu einer Tasse Kaffee ein. Wir haben uns lange über die Schicksale des Hofs unterhalten, über die Geschichte weiß der Besitzer naturgemäß relativ wenig. Aber er hat mich mit seinem Nachbarn, dem Ortsbürgermeister, bekannt gemacht, der mir wiederum die Adresse des Heimatpflegers gab, mit dem werde ich nach der Rückkehr Kontakt aufnehmen.

Simon Perger hatte zehn Kinder aus erster und zwei aus zweiter Ehe. Er starb 1694 und übergab den Hof an seinen Sohn Michael, der aber nicht unser direkter Vorfahre ist. Das ist vielmehr der Sohn Sebastian Perger (1677–1733), der um 1700 den Zechmeisterhof in Aufhausen übernahm. Offenbar hat die Familie den Hof gekauft, denn Sebastian hat nicht in ihn eingeheiratet. Er heiratete 1701 in Aigen am Inn eine Frau namens Gertrud und hatte mit ihr eine Reihe von Kindern.

Auch Aufhausen und der Zechmeisterhof waren leicht zu finden und sind nur wenige Kilometer von Voglarn entfernt. Aufhausen gehörte immer schon zur Pfarrei Aigen am Inn und damit zum Bistum Passau, Sebastian Perger ist damals also gewissermaßen ins nahe Ausland umgezogen. Der Zechmeisterhof befindet sich mitten im Ort und ist auch noch bewohnt, die Dame, die im Garten arbeitete, gab gerne Auskunft – wie sich herausstellte, ist sie auch der Verfasserin einer Art Festschrift zum 1000-jährigen Jubiläum von Aufhausen.

Einer von Sebastian Pergers Söhnen hat den Zechmeisterhof übernommen, aber unser nächster direkter Vorfahre, Andreas Perger (1712–1781), war es nicht. Er wurde zu dem Fischer Andreas Ramer in Aigen am Inn in die Lehre geschickt und heiratete nach dessen Tod am 24. September 1743 dessen Tochter Susanne. Er übernahm auch das Fischergut, einen kleinen Hof am Rand von Aigen (Richtung Inn). Auch diesen Hof hatte ich 1987 gefunden, kann mich aber noch erinnern, dass die Besitzer sehr misstrauisch waren und z.B. nicht wollten, dass ich den Hof fotografiere (vielleicht befürchteten sie, dass ich Erbansprüche geltend machen würde…). Es gibt aber doch ein Foto, mit dessen Hilfe ich diesmal aber nicht viel weiter kam. Ein freundlicher Herr, der in einem Garten arbeitete, wusste aber Bescheid. Das Haus ist vor wenigen Jahr abgerissen worden, so konnte ich nur noch das jetzt dort stehende Haus fotografieren. Mein Gewährsmann meinte, die Besitzer seien die „Fischer-Berger“ gewesen, d.h. es waren möglicherweise wirklich sehr entfernte Verwandte. Das müsste man mal klären, wie er sagte, sind sie nach Passau verzogen (und heißen dort sicher nur noch Berger, weil sie das Fischergut ja aufgegeben haben).

Auch der nächste Vorfahre, Paul Berger (1746–1824), hat nicht den väterlichen Hof übernommen, Er heiratete 1774 Maria Veitlin, der der Schuhbauernhof in Irching gehörte, und übernahm den Hof, den er bis zu seinem Tod bewirtschaftete. Auf ihn folgte Peter Berger (1781–1853), auf diesen ein weiterer Peter Berger (1816–1883), mein Ururgroßvater. Dessen ältester Sohn, der wieder Peter hieß und mein Urgroßvater war, lebte von 1859–1938. Wie schon im vorigen Blogbeitrag erwähnt, verließ er Irching und wurde Förster in Haar. Er war offenbar auch nicht als Hoferbe vorgesehen, denn zu dieser Zeit war es in Niederbayern üblich, dass der jüngste Sohn den Hof erbte. Dieser jüngste Sohn hat den Hof dann auch aufgegeben, warum, ist nicht ganz klar. Der Besitzer, mit dem ich 1987 sprach, meinte, es sei kein Hoferbe da gewesen (das halte ich für eher unwahrscheinlich), ein sehr alter Mann, der damals des Wegs kam, machte die Juden dafür verantwortlich. Und die Familientradition sagt, dass der Hof „versoffen“ worden sei. Ich weiß nicht, ob sich das noch klären lässt, und vielleicht will ich es auch gar nicht so genau wissen. Mein Vater meinte jedenfalls, als wir zusammen mal Irching besuchten, er sei froh, dass er nicht den Hof bekommen habe, denn dann wäre sein Leben völlig anders verlaufen. Dem kann ich mich vollkommen anschließen.

Und jetzt noch zum heutigen Aussehen des Hofs. Ich hatte ihn, wie schon gesagt, nicht gefunden, meine Schwester hat den Nachfolgebau anhand des Fotos von 1987 identifiziert. Schon damals handelte es sich um jüngere Gebäude aus den sechziger Jahren, heute ist noch einmal alles anders, vor allem ist das Haus inzwischen ockerfarben…

1 Kommentar

  • Besonderen Dank für diese sehr spannende Dokumentation. Die Familiengeschichte solltest Du schon mal im Druck herausbringen, zumindest im Kleinen, damit sie nicht verloren geht. Die Spurensuche ist äußerst spannend, auch wie sich die Hofformen mit der Zeit veränderten. Insgesamt ist es wohl wirklich gar nicht so schlecht gewesen, dass die Bergers letztendlich nicht auf dem letzten Hof verblieben. Még egyszer köszönöm, jó utat kívánok!

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