3. August 2018: Rückkehr ins normale Leben

Am nächsten Morgen durfte ich noch einmal die Realitäten des Krankenhauslebens erfahren. Wir wurden um 5 Uhr geweckt, die Visite kam irgendwann zwischen 7 und 8 Uhr und das Frühstück erst danach. Aber sonst war alles recht erfreulich. Bei der Visite teilte mir der Oberarzt mit, dass ich entlassen werde, verbunden mit dem Angebot, ich dürfe gerne zurückkommen, falls ich draußen nicht klar komme – so schlimm war es dann aber nicht. Da es mir das Einfachste erschien, die Rechnung für das Krankenhaus selbst und mit Karte zu bezahlen, habe ich um die Rechnung gebeten. Man war zwar durchaus erfreut, aber die Abwicklung dauerte dann noch einmal zwei Stunden, in denen ich drei weiteren Personen erklärt habe, wie eine private Krankenkasse funktioniert.

Bahnhof von Uherské Hradiště

Kurz nach 10 Uhr war es dann so weit. Ich habe bezahlt, erhielt eine ausführliche Rechnung (auf Tschechisch…) und durfte noch in einem Fragebogen festhalten, ob es mir gefallen hat. Und um 10:35 stand ich vor dem Tor des Krankenhauses, wo es natürlich weder Taxis noch eine Bushaltestelle gab, und auch keinen Stadtplan. Ich lief dann in der Richtung, aus der die meisten Leute kamen, und gelangte schließlich zum Bahnhof, einem netten Jugendstilgebäude vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Und ich beschloss, ein Taxi zu dem Abschleppdienst zu nehmen, der nämlich nicht in Uherské Hradiště beheimatet ist, sondern in Staré Město, der Nachbarstadt auf der anderen Seite der Morava bzw. March. Über Staré Město (was wörtlich Altstadt oder die alte Stadt) heiß, könnte ich jetzt vieles sagen, denn dort lag vermutlich eine Stadt des Großmährischen Reichs und man hat bei Grabungen viele interessante Dinge gefunden. Das verschiebe ich aber auf den nächsten Bericht, denn am Samstag habe ich Staré Město besichtigt.

Es war aber nicht leicht, ein Taxi zu bekommen. Es gab zwar einen Taxistandplatz, aber ohne Taxis, und so rief ich bei einer dort angegebenen Telefonnummer an. Der Herr am anderen Ende des Telefons war etwas unwirsch und jammerte, dass so viel Betrieb sei, insbesondere durch die Sommerschule, die gerade in der Stadt laufe, aber er versprach mir, in zehn Minuten zu kommen. Nach einer halben Stunde rief ich ihn an, er schilderte mir noch mal sein schweres Leben und versprach, in zehn Minuten zu kommen, „diesmal wirklich“. Nach neun Minuten war er da und ich durfte ins Taxi steigen, aber als er meinen Zielort erfuhr, erschrak er ziemlich, in Staré Město kenne er sich nicht aus. Wir fuhren dann doch los und er ließ sich von einem Kollegen übers Handy lotsen, schließlich landeten wir in einem Wohngebiet, wo zwar an der angegebenen Adresse wirklich stand, dass sich hier ein Abschleppdienst befinde, aber hinter dem Haus, war nur ein (sehr schöner) Garten, kein Parkplatz o.Ä.

Ich rief dann den Herrn an, mit dem ich am Vortag telefoniert hatte. Er befand sich gerade in Frýdek-Místek, d. h. in 135 km Entfernung, hat aber einen Angestellten zu mir geschickt. Der kam um 12:15 bei mir an, und wir fuhren dann zu dem Platz, wo sich die abgeschleppten Autos befinden, irgendwo hinter Staré Město in den Feldern. Da war mein Auto, abgeschlossen und mit vollständigem Inhalt, und ich konnte mir als erstes ein Gepäckstück für die nächsten Tage packen (diesmal mit iPhone-Ladegerät) und den Schaden besichtigen. Der schaut gar nicht so schlimm aus, bzw. es ist vor allem das linke Vorderrad und alles um es herum beschädigt, alles andere schaut normal aus. Der Motor und die Elektronik funktionieren.

Das alles lässt hoffen, dass sich das Auto reparieren lässt, aber mein Gesprächspartner konnte dazu keine Aussagen machen, weil er selbst kein Automechaniker ist. Er hat ein paar Fotos gemacht, die er der Autowerkstatt schicken will (glücklicherweise gibt es in Staré Město genau eine Škoda-Werkstatt), und alles Weitere wird man dann am Montag sehen. Als ich ihm erzählte, ich wolle vielleicht einen Leihwagen mieten, hat er deshalb herumtelefoniert und meinte, alle Leihwagen seien vergeben. Das bezog sich aber, wie mir später klar wurde, wohl nur auf Leihwagen, die Autowerkstätten vermieten, und nicht auf eigentliche Autoverleihe. Damit beschäftige ich mich aber erst, wenn ich weiß, wie es mit meinem Auto weitergeht.

Blick auf mein Auto

Ich sollte ihm noch das Abschleppen bezahlen (auch das war nicht wirklich teuer), aber da er keine Karte akzeptieren konnte, musste er mich noch zu einem Bankautomaten fahren, in einem Einkaufszentrum nahe der Morava. Ich hob Geld ab, bezahlte ihm das Abschleppen und machte mich zu Fuß über eine Fußgängerbrücke auf den Weg nach Uherské Hradiště, um ein Hotel zu suchen.

Es war sehr heiß und so war ich froh, dass ich gleich im ersten Hotel am Wegesrand ein Zimmer bekommen habe. Zunächst hieß es, ich könne eine Nacht bleiben, aber der Herr an der Rezeption hat sich große Mühe gegeben und hat es hinbekommen, dass ich drei Nächte bleiben kann, ich müsse allerdings einmal das Zimmer wechseln. Das Tschechisch des Herrn war ein bisschen ungewöhnlich, und als er das Wort für ‚Frühstück‘ (snídaně) komisch aussprach, habe ich nachgefragt. Und sieh da, es handelt sich um einen Italiener, der lange in Deutschland gelebt hat und der vor einigen Jahren nach Uherské Hradiště gezogen ist. Deutsch kann er fast perfekt, und so unterhalten wir uns seither auf Deutsch. Gleich im nächsten Gespräch teilte er auch mit, dass ich nicht das Zimmer wechseln muss.

Fröhliches Leben im Bierzelt

Ich habe dann einen langen Mittagsschlaf gehalten und war abends in der Stadt, wo das Leben pulsierte. Es gab auf dem Hauptplatz mehrere Esstände und ein Bierzelt, und es war wirklich sehr viel los, vermutlich wegen des Filmfests. Ich habe in einer vietnamesischen Schnellgaststätte gegessen und einen Cider getrunken, dann bin ich ins Hotel zurückgegangen, obwohl man in der Stadt sicher noch einiges hätte erleben können.

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