10. August: Umgebung von Nitrianske Pravno

Der Bericht über den gestrigen Tag fällt etwas kürzer aus, weil ich relativ wenig unternommen habe. Das lag einerseits daran, dass es den ganzen Tag ununterbrochen geregnet hat, andererseits auch daran, dass sich eine überwunden geglaubte Erkältung wieder gemeldet hat. So wäre ich am liebsten in meinem Hotelzimmer geblieben, ging dann aber doch gegen 8:30 ins Restaurant, um zu frühstücken. Das Frühstück stieß zunächst auf gewisse Schwierigkeiten, das Hotelpersonal schien durch die Nachfrage überfordert, hat dann aber doch eine Frühstückskarte herausgerückt, von der man etwas bestellen konnte. So etwas wie ein Frühstücksbüfett scheint hier unbekannt zu sein…
Gleichzeitig versammelten sich im Nebenzimmer des Hotels ca. 40 Jäger, offenbar zu einer Schulung. Ein Beamer war aufgebaut, aber alle plauderten zunächst noch fröhlich. Ich war natürlich vor allem auf die Sprache der Veranstaltung gespannt, wobei ich nicht etwa Deutsch oder Ungarisch erwartete (das ist lange vorbei), aber wenigstens einen zünftigen westslowakischen Dialekt. Aber auch der wurde mir nicht geboten… Kurz vor 9 Uhr wurde Schiebewände eingezogen und die Veranstaltung abgeschirmt. So konnte ich nur noch zuhören, wie der Chef der Gruppe das Mittagessen bestellte, in langweiligem Standardslowakisch.

Gedenkstein für Vavřinec Benedikt Nudožerský

Kirche von Brezany
Erst nach 11 Uhr bin ich in den Regen hinausgefahren, zunächst nach Nedožery-Brezany, in den Geburtsort des Grammatikers Vavřinec Benedikt Nudožerský. Mich verschlug es erst nach Brezany, also in die falsche Hälfte des erste 1964 zusammengeschlossenen Doppelorts, dort gibt es eine nette

Kirche mit Friedhof. Nach Nedožery musste ich länger suchen, fand dann aber auch das Denkmal für den großen Sohn der Stadt, direkt neben dem Supermarkt. Die beiden Teilorte scheinen eine ziemlich unterschiedliche Geschichte gehabt zu haben. Denn Brezany hatte nur einen relativ langweiligen ungarischen Namen (Berzseny), während Nedožery auf Deutsch Untermaut und auf

Ungarisch Nádasér hieß. Das lässt vermuten, dass hier die Sprachgrenze zur Deutsch-Probener Sprachinsel verlief. Ich will jetzt nicht so weit gehen und Benedikt Nudožerský zum Deutschen machen – er war sicher Slowake, bezeichnete sich auf Lateinisch auch als solcher (Slavus). Aber es ist doch interessant, dass er offenbar in einer Sprachkontaktsituation aufgewachsen ist, wie viele andere große tschechische Grammatiker (Pohl, Dobrovský, Gebauer – aber nicht Rosa!).

Berghütte Salaš Vígľaš

Nach 12 Uhr wollte ich zu Mittag essen, und da fügte es sich gut, dass mir inzwischen eine ehemalige Studentin von uns, die aus Prievidza stammt, geschrieben hatte (sie hatte auf Facebook von meiner Reise gelesen), und gleich mit mehreren Tipps von Gaststätten. Sie gab auch gleich noch an, wo sie schon Ausländer/innen getroffen hat und wo nicht. Ich bin dann zu der Berghütte Salaš Vígľaš gefahren, die tatsächlich voller Slowak/innen war, so voll, dass ich auf der Terrasse sitzen musste. Das Essen war aber wirklich sehr gut, die Atmosphäre halt so, wie in Berghütten üblich…

Schloss Bojnice – aus dem Auto fotografiert

Schon auf dem Weg zur Berghütte hatte ich gemerkt, dass ich mich in unmittelbarer Nähe des Schlosses von Bojnice befinde, einem der Publikumsmagneten der Westslowakei, wo sich auch das älteste Museum auf dem Boden der Slowakei befindet, eine Linde, unter der der ungarische König Matthias Corvinus (1443–1490) gerne saß u.a.m. Gleichzeitig zeigt die Gegend aber alle Anzeichen des Massentourismus. Mir wurde schon beim Anblick des Parkplatzes ganz anders, am  Dorfplatz reiht sich eine Gaststätte an die andere usw. Und so habe ich verzichtet (ich war ja auch schon in einigen Schlössern) und bin statt dessen nach Nováky gefahren, ganz in der Nähe, wo während des Zweiten Weltkriegs ein Konzentrationslager für Juden war und nach dem Krieg ein Internierungslager für Karpatendeutsche. Aber natürlich gibt es kein Denkmal und die Spuren des Lagers sollen nur noch irgendwo in den Feldern erkennbar sein (das habe ich später im Internet nachgelesen).

Friedhof Nitrianske Pravno

Friedhof Nitrianske Pravno

Dann ging es zurück nach Nitrianske Pravno, wo ich noch den Friedhof besucht habe. Der ließ sich zwar nur mit Mühe besichtigen, weil der Boden sehr glitschig war (ich will mir ja nicht wieder das Bein brechen…), aber ich war doch erstaunt, wie viele Gräber mit deutschen Inschriften es auch noch ausder Nachkriegszeit gibt. Vermutlich gibt es also doch noch deutsche Einwohner/innen, nach denen ich aber nicht aktiv suchen werde.

1 Kommentar

  • Vielen Dank für das Bild des Denkmals des großen Grammatikers aus Nedožery. Es trägt eine ganz eigenwillige Namensaufschrift für einen Mann, der heute politisch korrekt gerne als Vavrinec Benedikt z Nedožier oder Vavrinec Benedikt Nedožerský (auch Laurenc Benedikt Nudožerský, M. Laurentius Benedictus Nudozierinus), aber nie als Laurinc Benedikti Nudožerský wie auf dem Denkmal bezeichnet wird. Interessant wäre, wie er tatsächlich im Alltag genannt wurde bzw. was er im Alltag für einen Namen verwendete. Übrigens, was die Deutschen in Deutschproben angeht, musst Du gar nicht mehr suchen, Du hast ja mit Hans Greschner schon einen gefunden, denn der ist offenbar (zumindest nach der Grabaufschrift) noch gar nicht gestorben.

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