13. August 2012: Von Amberg nach Jihlava

Was man versprochen hat, das muss man halten. So kommt hier ein kleiner Bericht über den ersten Tag der Reise, der allerdings kurz ausfallen wird. Es ist etwas schwierig, viel zu berichten, wenn man die meiste Zeit im Auto sitzt. Zwar bin ich nur wenig Autobahn gefahren und habe ruhige Bundesstraßen vorgezogen, aber angehalten habe ich trotzdem nur wenige Male. Dafür werde ich eher von Erinnerungen berichten, d.h. an manchen Orten musste ich an frühere Besuche und Erlebnisse denken, hatte aber nicht die Zeit, die betreffenden Sehenswürdigkeiten noch einmal anzuschauen.

Den Vormittag habe ich noch in Amberg verbracht, wo ich ein paar Dinge kaufen wollte, um die ich mich in Tübingen nicht mehr hatte kümmern können. Dabei habe ich vor allem festgestellt, dass Amberg riesengroß ist, mit unendlichen Industriegebieten, wo man nichts findet – am Schluss bin ich in ein Parkhaus in der Innenstadt gefahren und habe alles dort erledigt. Und gegen 11 Uhr bin ich endlich losgefahren, auf der Autobahn in Richtung Grenze.

An der Grenze kam die erste große Überraschung: Ich habe, glücklicherweise noch vor jeder Kontrolle, festgestellt, dass ich keine Autobahn-Vignette habe. Da ich ganz sicher bin, im Januar eine gekauft zu haben, ist das ein großes Rätsel. Aber da sie an der Innenseite der Windschutzscheibe klebt, kann niemand sie gestohlen haben. Ich vermute eher, dass ich sie in einem Moment geistiger Umnachtung selbst entfernt habe… Das war jedenfalls schon mal die erste größere und unnötige Ausgabe.

Ich bin bis kurz vor Pilsen auf der Autobahn geblieben und dann auf die Schnellstraße nach Písek gewechselt. Das Ziel war nämlich, Prag großräumig zu umfahren, und es ist auch gelungen. In Písek selbst habe ich nicht Halt gemacht, obwohl sich die Steinbrücke aus dem 14. Jahrhundert jedesmal lohnt (es ist die zweitälteste noch erhalten Steinbrücke Europas). Dafür habe ich bei einem Zwischenhalt in Blatná das dortige Wasserschloss von außen bewundert. Es war nicht nur geschlossen (Montag!), sondern ich konnte nicht näher hin, weil ich mich von einer Seite genähert hatte, wo auf einmal Zäune den Weg versperrten…

Den nächsten Zwischenhalt habe ich in Tábor eingelegt. Auf sonderbaren Schleichwegen bin ich mit dem Auto bis auf den Rathausplatz gekommen, habe wieder einmal die schönen Graffiti bewundert und einen Kaffee getrunken. Gerne denke ich an einen früheren Besuch in einer Gaststätte zurück, die damals „Zum Roten Pferd“ („U Červeného koně“) hieß und jetzt „Radniční bašta“ („Rathausbastei“). Da hingen an den Wänden Gemälde aller hussitischen Schlachten mit passenden Inschriften…

Weiter ging es dann in Richtung Pelhřimov und Humpolec, wo ich wieder auf die Autobahn gekommen bin. Unterwegs bin ich an dem Schloss Kámen vorbeigekommen, mit dem ich auch schöne Erinnerungen verbinde. Vor vielen Jahren habe ich mal das Schloss besucht, das von außen wie ein normales Renaissance-Schloss wirkt. Auch die vielen jungen Besucher/innen, mit denen ich die Führung teilte, machten mich nicht misstrauisch. Bis wir dann nach der Besichtigung mehrerer mittelalterlicher Räume (vermutlich auch der Kapelle) an die Stelle kamen, wo die Führerin uns mitteilte, jetzt beginne die eigentliche Attraktion des Schlosses. Im Schloss befindet sich nämlich seit 1974 eine große Motorradausstellung… Diesmal war es ganz ruhig, aber wie gesagt, es war ja Montag.

Über Pelhřimov und Humpolec bin ich dann auf die Autobahn gekommen und war gegen 18 Uhr in Jihlava/Iglau. Dort fiel mir die Orientierung erstmal schwer, denn der Hauptplatz ist für Autos in zwei Teile geteilt, die man aus verschiedenen Richtungen befahren muss (auch eine nette Methode der Verkehrsberuhigung), aber ich habe dann doch bald ein nettes Hotel entdeckt (mit WLAN usw.). Die Suche nach einer Gaststätte war nicht ganz so einfach, weil ich zielsicher in die falsche Richtung gelaufen bin und mich zwischen Sportstätten dem Stadtrand näherte. Aber ich habe es noch rechtzeitig gemerkt und musste nicht in die „Sportbar bei Petr“ gehen, deren Informationstafel ein Muster an Sprachverfall darstellt. Dazu will ich mich aber nicht weiter auslassen und beende den Bericht, der sowieso erst am Folgetag fertig geworden ist. Heute fahre ich nach Brünn und treffe Bekannte, mit denen ich auch eine Ausstellung besuchen will, dann geht es weiter in die Slowakei.


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