Nachdem wir noch den halben Buchladen leer gekauft hatten (ich war aber sehr enthaltsam!), sind wir nach Brünn zurückgefahren, mit einem Zwischenstopp in Ivančice/Eibenschütz. Das war auch einmal ein Zentrum der Böhmischen Brüder, aber davon merkt man nichts mehr. Die Kirche ist katholisch und im erklärenden Text am Eingang wird nicht einmal erwähnt, dass sie im 16. Jahrhundert mal evangelisch war, und an die Brüder erinnert nur ein Denkmal des Grammatikographen und Bibelübersetzers Jan Blahoslav, vor dem ich mich habe fotografieren lassen.
Der Weg von Kralice nach Ivančice und der Weg von dort nach Brünn glichen einer Fahrt durch ein Labyrinth. Es gibt jede Menge Baustellen und Umleitungen, und manchmal hatte ich das Gefühl, als seien die Gesetze der Topologie außer Kraft gesetzt. Das dachte ich z.B., als man auf dem Weg von Ivančice nach Brünn einer Umleitung folgen sollte, deren Wegweiser nach Ivančice zeigte… Aber irgendwie haben wir es geschafft und ich habe die beiden noch nach Tuřany gefahren, einem Vorort von Brünn mit einem wundertätigen Marienbild. Mit einem barocken Text über dieses Bild hat sich Taťána einige Zeit lang beschäftigt.
Gegen 16 Uhr machte ich mich auf den Weg in die Slowakei, und zwar mit dem Ziel, möglichst weit nach Osten zu kommen, um dann am nächsten Tag nach Ungarn hinüberfahren zu können. Das klappte auch ganz gut, denn von Brünn nach Bratislava führt eine Autobahn. An der Grenze habe ich mir die nächste Vignette gekauft, zu meinem Erstaunen gab es da auch schon die Vignette für die ungarischen Autobahnen, aber die kaufe ich mir erst später. Weil ich Bratislava vermeiden wollte, bin ich etwa 20 km nach der Grenze von der Autobahn heruntergefahren und habe mich auf einer kleinen Straße, quer durch die sog. Kleinen Karpaten, nach Pezinok (deutsch Bösing) begeben. Die Straße war ziemlich kurvig, teilweise auch nur einspurig zu befahren, aber es ist eine schöne Gegend, in der man auch ruhig länger bleiben konnte.
Mich zog es aber in das ungarische Siedlungsgebiet, wo ich mich seelisch auf meinen Aufenthalt in Ungarn vorbereiten wollte. Seit die slowakischen Behörden den Ungarn wieder mehr Sprachenrechte zubilligen (was mit dem EU-Beitritt der Slowakei zusammenhängt), gibt es wieder einige ungarische Aufschriften und ich habe mir gewissermaßen einen Einführungskurs mit slowakischen Untertiteln erhofft. Den habe ich zwar bekommen, aber so richtig brauchbar ist der Wortschatz doch nicht (keine Verben etc.).
Ich habe es geschafft, bis nach Galánta (slowakisch Galanta) zu fahren, einer mittelgroßen Stadt mit etwa 30% Ungarn (bis 1945 stellten sie noch die Mehrheit). Und hier habe ich dann meine Erfahrungen mit slowakischer Hotelwerbung machen dürfen… In der Slowakei wird zwar reichlich auf Plakaten für Hotels geworben, aber in den Regel steht dort die Telefonnummer des Hotels oder die Internetseite, nur selten die Adresse. In Galánta war das größte Hotel in der Stadt geschlossen, die anderen Werbetafeln verwiesen auf Hotels in Nachbarstädten. Und der Weg zum Hotel „Galanta“ (wie phantasiereich) war ausgesprochen schwer zu finden. Wahrscheinlich war ich einfach zu dumm oder zu müde, die Hinweisschilder zu verstehen, aber damit, dass die Zufahrtstraße gesperrt ist und man über einen Vorort von Galánta fahren musste, war ja nicht zu rechnen. A propos Vorort: Galánta hat auch den Vorort Galánta-Samsung, dieses Schild habe ich nur leider nicht fotografiert.
Das Hotel war angenehm, wenn auch ein bisschen zu fein für mich, dafür nahezu ohne Gäste. Es tollten nur ungarische Kinder mit Fahrrädern herum, die ständig von ihren Eltern zu Ordnung gerufen wurden. Da bekam ich dann schon einen guten Vorgeschmack auf die Sprache, auf die ich mich am nächsten Tag ganz einlassen wollte.