Der Bericht über den gestrigen Mittwoch fällt ein wenig kürzer aus, weil ich schlicht nicht so viel unternommen habe. Ich habe mich auf die Sehenswürdigkeiten konzentriert, die mit dem Bergbau zu tun haben, und auch diese haben mich nicht alle in gleicher Weise angezogen. So bin ich auch gestern nicht in die Mineraliensammlung gegangen.
Professorengalerie |
Professoren im 19. Jh. |
Im ersten Raum wird der Bergakademie gedacht, die 1760 gegründet wurde und unter verschiedensten Namen bis 1919 existierte – in diesem Jahr zogen die ungarischen Professoren aus und die Universität wurde geschlossen. Allerdings findet man zu diesem Faktum im Museum keine Informationen, und das, was ich weiß, hat mir vor vielen Jahren mal jemand bei einer Führung erzählt (vielleicht informiere ich mich nach Rückkehr mal in Spezialliteratur). Beeindruckt hat mich eine Vitrinen mit Darstellung der Professoren von Anbeginn bis 1919, die sich aber nicht mit der Tübinger Professorengalerie messen kann. Und vor einem Foto mit zwei Professoren und einem Geistlichen habe ich länger darüber meditiert, ob ich im 19. Jahrhundert ungarischer Professor hätte sein wollen.
Grubenanzug Josephs II. |
In den weiteren Räumen werden dann alle Kammergrafen und Rechtsnachfolger gezeigt. Die Liste endet mit einem Herrn, der 1992 das Amt übernahm. Mich hat dann doch interessiert, ob er noch im Amt ist, aber die Dame, die mich „führte“, meinte, es sei 1996 mit der Einstellung der Bergbaus erloschen. Sehr nett waren auch die Grubenanzüge, in denen Joseph II. zweimal das Bergwerk besichtigt hat (einmal als Kronprinz, einmal als Kaiser), die sind so sauber und so gut erhalten, dass man sich fragt, ob es wirklich die Originale sind. Vor allem wenn man sie dann mit den Fotos aus dem 20. Jahrhundert vergleicht, mit schmutzigen und schwarz gekleideten Bergleuten. Leicht manipulativ fand ich übrigens, dass bei den Fotos immer nur das Jahrhundert steht – speziell im 20. Jahrhundert würde man sich vielleicht doch eine etwas präzisere Aufgliederung wünschen.
Nachdem ich nun schon auf Joseph II. eingestimmt war, habe ich danach entschlossen, einen Stollen zu besichtigen. Und zwar gibt es in der Nähe des Hotels Salamander einen verschlossenen
Der Führer hat uns ansonsten noch durch viele lustige Sprüche erfreut, etwa wenn er schilderte, unter welchen Häusern wir gerade laufen (mal eine Bank, mal ein Imbiss, von wo man angeblich die Pommes frites riechen könne, dann wieder eine Bank). Er hat aus seiner (angeblichen) Zeit als Bergmann berichtet, wo man nur das schwarze Wasser trinken durfte, das von den Wänden herunterrann, und nicht das gelbe. Und er hat uns versichert, dass wir keine Angst haben müssen, wenn wir ohnmächtig würden, er hätte noch jede/n Besucher/in tot oder lebendig an die Oberfläche gebracht.
Die „Klopačka“ |
Nachmittags habe ich mich zunächst ausgeruht und mich dann zur
Alternative Öffnungszeiten |
Klopačka begeben, das ist ein Turm, von dem aus die Bergleute zur Arbeit gerufen wurde. Heute ist dort eine alternative Teestube, in der ich den Rest des Nachmittags verbracht habe, mit Mail- und Blogschreiben. Sie bieten 150 Teesorten und verschiedene Kuchen an. Ich habe mich für den „Affenkönig“ (Opičí kráľ) entschieden, einen grünen Tee mit Jasmin, den man laut Getränkekarte am besten umgeben von Konkubinen trinken soll – die Konkubinen wurden aber nicht gestellt. Dazu habe ich einen Mohnstrudel gegessen, Tee und Strudel waren vorzüglich. Und das Publikum war auch interessant, teils alternativ (tätowiert und mit Wasserpfeife), teils international (eine echte amerikanische Familie), teils etwas deplatziert. Es kam nämlich auch eine Gruppe von Bauarbeitern, die Schnaps und Bier bestellten, aber natürlich nicht bekamen (was ihnen offenbar auch klar war), sie nahmen dann mit Mineralwasser und Säften vorlieb und führten eine fröhliche Konversation, in der man sicher schön Soziolekte hätte studieren können. Aber irgendwie reichte mein Slowakisch dafür doch nicht.
Das war nun der Abschluss, heute morgen geht es weiter in Richtung Ostböhmen, vermutlich durch strömenden Regen (denn es regnet sei etwa 7 Uhr ununterbrochen).