8. August 2018: Levoča / Leutschau und Bardejov / Bartfeld

Am Mittwochmorgen sind Marián und ich zu einem Ausflug aufgebrochen, der uns ins ostslovakische Bardejov / Bartfeld führen sollte, mit einem Zwischenhalt in Levoča / Leutschau. Beide Städte habe ich schon besucht, beide sind sehr schön, nur eben ziemlich weit weg von Tübingen. So ist gegen die Idee, sie von Orava aus zu besuchen, nichts einzuwenden, man muss sich aber trotzdem auf eine lange Autofahrt gefasst machen. Denn die Strecke von Tvrdošín nach Süden führt durch ein enges Tal mit einer sehr schmalen Straße, weshalb man wirklich nur sehr langsam vorankommt.

In Ružomberok weitet sich dann das Tal und man kommt in die Váh-Ebene, aber dafür stellen sich andere Herausforderungen. Und zwar hatte ich mir vorgenommen, die Autobahn überhaupt nicht zu benutzen, weniger wegen der Kosten (eine Autobahnvignette könnte ich mir gerade noch leisten…) als vielmehr wegen der „Entschleunigung“ – und man will ja auch etwas von der Gegend sehen. Im Prinzip ist es auch gar nicht schwierig, die Autobahn zu vermeiden, denn die Autobahn wurde fast überall neu gebaut, sodass die „alten“ Landstraßen auch noch da sind. Man muss nur ständig aufpassen, dass man auf der Straße mit der richtigen Nummer bleibt, in unserem Fall der Landstraße 18 (die Autobahn hat die Nummer E50).

Gedenktafel zur Eröffnung der Raststätte „Branisko“

Wir kamen gut voran bis in die Gegend von Štrba, wo ich aus Versehen ins Gebirge hinauf fuhr, zu den ersten Ausläufern der Hohen Tatra. Das war aber nicht weiter schlimm, weil wir auch auf diesem Weg nach Levoča kommen konnten. Und es gab uns die Möglichkeit, an einer Raststätte namens „Branisko“ zu Mittag zu essen. Wir waren die einzigen Gäste – dafür benötigte die Bedienung allerdings teilweise sehr viel Zeit, etwa für das Einschenken eines (alkoholfreien) Biers. Aber das Essen war gut und es gab sogar etwas anzuschauen, nämlich eine Tafel, auf der mitgeteilt wurde, dass diese Raststätte am 18. Mai 1966 feierlich von einer Delegation englischer Arbeiter unter Führung von Christina Page, Overstrand-Norfolk, eröffnet wurde. Ja, das waren noch Zeiten…

In Levoča haben wir als erstes einen Parkplatz gesucht. Das war nicht schwierig, denn es waren zwar (vor allem deutsche) Tourist_innen unterwegs, aber die Stadt war nicht überfüllt. Überfordert hat mich aber das System der Parkraumbewirtschaftung. Man musste nämlich beim Kaufen eines Parkbilletts sein Kennzeichen eintippen… Es dauerte seine Zeit, bis ich das herausgefunden hatte, und dann habe ich die Nummer meines eigenen Autos eingetippt (die ich auswendig kann, seit mir meine aktuelle Werkstätte ein Wunschkennzeichen aufgedrängt hat). Erst am Auto merkte ich dann, dass ich ja gar nicht mit einem eigenen Auto unterwegs bin, weil das in Uherské Hradiště in einer Werkstatt steht… Ich habe es dann doch riskiert und es ist nichts passiert.

Levoča / Leutschau

Anschließend haben wir uns Eintrittskarten für die St.-Jakobs-Kirche gekauft, wo der berühmte Altar von Meister Pavol von Levoča steht. Die Führung war sehr gut und informativ und verschwieg auch nicht den heiklen Punkt, dass die Kirche mal evangelisch war (in dieser Zeit wurde der Altar angeblich verschlossen). Nur die Frage, welche Muttersprache Pavol von Levoča hatte und ob er nicht vielleicht doch Paul hieß und aus Leutschau kam, wird immer noch ausgeklammert. Irgendwie hatte ich bei der Führung auch das Gefühl, als wäre mir bisher immer nur der Altar gezeigt worden und nicht die Kirche. So weiß ich nun, dass es weitere Altäre gibt, die auch von ihm oder aus seinem Umfeld stammen. Und ich habe auch die Inschrift gesehen, in der seine Nichte (?) vorkommt – diese Inschrift ist die einzige Stelle, wo er in der Kirche erwähnt wird.

Dann sind wir noch ein bisschen herumgelaufen, waren in der evangelischen Kirche vom Ende des 18. Jahrhunderts und haben uns auf den Weg nach Bardejov gemacht. Zu vermerken ist aber auch, dass es mir gelungen ist, in Levoča einen Adapter zu kaufen, mit dem ich mein Handy während der Fahrt aufladen kann. Das ermöglicht mir nun auch, mehr Fotografien zu machen, denn bisher war das Handy meistens schon leer, als die interessanten Objekte kamen.

Aufstieg zur Kirche von Žehra

Auf dem Weg von Levoča hätte es noch so manches Interessante gegeben. Wir entschlossen für die Kirche von Žehra, in der mein Begleiter noch nicht gewesen war. Der Ort liegt sozusagen auf der Rückseite der Zipser Burg, die kleine Kirche steht hoch auf einem Hügel. Und sie ist zu großen Teilen mit Fresken aus verschiedenen Epochen ausgemalt. Ein Teil ist frisch renoviert, dass ich zunächst meinte, das seien moderne Fresken, aber nein, das war renoviertes 14. Jahrhundert…

Inzwischen war es ziemlich heiß geworden, so fuhren wir zügig weiter nach Bardejov, wo wir dann gegen 16 Uhr ankamen. Das Hotel, in dem Marián zwei Einzelzimmer bestellt hatte, fanden wir nur mit gewisser Mühe, es lag etwas außerhalb der Stadt an der Topľa / Töpl. Wir quartierten uns ein und unternahmen nach einer kleinen Ruhepause einen langen Spaziergang in und durch die Stadt. Das Schönste an Bardejov ist und bleibt der riesige Marktplatz, in dessen Mitte das (erstaunlich kleine) Rathaus und an dessen unterem Ende die St.-Ägidius-Kirche steht. Die (von unten gesehen) rechte Seite ist von Cafés gesäumt, die linke von Geschäften. Und die meisten Fassaden stammen noch aus der Renaissance, manche sind sehr schön ausgestaltet.

Marktplatz von Bardejov / Bartfeld
Geschmückte Fassade eines Hauses am Marktplatz

Wir setzten uns in ein Café und genossen den späten Nachmittag, nur leicht gestört von einem älteren österreichischen Paar neben uns. Wie bei Paaren dieser Generation oft noch üblich, redete fast nur er und seine Frau stimmte ihm von Zeit zu Zeit zu. Und er stellte zunächst sehr ausführliche Überlegungen zum Wesen Gottes an (interessant, aber irgendwie deplatziert), um dann schließlich zum Erzählen von harmlosen Ministrantenwitzen überzugehen. Manchmal trifft man schon merkwürdige Leute…

Nachdem ich bei einem früheren Aufenthalt in Bardejov schon mal lange nach den jüdischen Denkmälern gesucht habe (ich kann mich nur noch erinnern, dass wir etwas gefunden haben, aber ich weiß nicht mehr genau, was), ging ich einem Hinweis im Reiseführer nach der Synagoge nach, die wir dann auch schnell in einer Seitenstraße fanden. Sie wurde erst 1929 gebaut und ist offenbar noch mehr oder weniger im ursprünglichen Zustand. Weitere jüdische Denkmäler fanden wir erst am nächsten Morgen, dazu später.

Synagoge von Bardejov / Bartfeld

Der Abend ließen wir in einer Pizzeria ausklingen, umgeben von fröhlichen Kindern – am Nebentisch saß eine Familie mit vier Söhnen und einer Tochter, alle zwischen 4 und 12 Jahren. Und dann sind wir zufrieden ins Hotel zurückgegangen.

PS: Die Bilder zu diesem Beitrag folgen später. Im Moment habe ich keinen so guten Zugang zum Internet und kann sie nicht auf den Laptop hochladen.

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