9. August 2018: Bardejov / Bartfeld, Kežmarok / Kesmark und noch einmal Zakopane

Griechisch-katholische Kirche
Inneres der griechisch-katholischen Kirche

Am Donnerstagmorgen sind wir noch einmal in die Innenstadt von Bardejov gegangen, um weitere Denkmäler zu besichtigen. Wir begannen mit einem Spaziergang durch die Stadtbefestigung und entdeckten neben dieser eine hübsche griechisch-katholische Kirche vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Interessant fand ich vor allem, dass in der Kirche selbst auch schon die Aufschriften in Lateinschrift sind, was darauf schließen lässt, dass die Gemeinde schon länger slovakisiert ist. Eine kyrillische Aufschrift fand ich nur vor der Kirche auf einem Kreuz von 1937.

Griechisch-katholisches Missionskreuz von 1937

Unser hauptsächliches Ziel war aber die St.-Ägidius-Kirche, die angeblich um 9:30 öffnen sollte. Um 9:40 war sie immer noch zu und es warteten einige Tourist_innen. Ich bin kurzerhand ins Stadtmuseum gegangen, aber die sagten, sie hätten nichts mit der Kirche zu tun, und dann zum Pfarrhaus, wo ich Sturm klingeln wollte. Das gelang aber nicht, das Pfarrhaus hat sicherheitshalber gar keine Klingel…

Kurz nach 10 Uhr war die Kirche dann offen, wir haben sie besichtigt – und sie ist wirklich sehr beeindruckend, schon allein als Bau, aber auch dadurch, dass in ihr elf (!) gotische Altäre stehen, alle reich geschmückt, einer auch von Pavol von Levoča.

Holocaust-Denkmal im jüdischen Suburbium

Danach habe ich nach dem jüdischen Suburbium gesucht, das zwar in allen Reiseführern erwähnt wird, das aber auf keinem Wegweiser steht… Das habe ich auch im Sommer 2005 (?) schon einmal gesucht und konnte mich nur noch erinnern, dass das sehr schwierig war, und offengestanden weiß ich gar nicht mehr, was ich damals genau gefunden habe. Aber es steht jedenfalls fest, dass es hier um einen Komplex geht, der aus einer Synagoge und mehreren anderen Gebäuden besteht, die im 19. Jahrhundert von der jüdischen Gemeinde am Stadtrand errichtet wurden, auf einem Gelände, das die Stadt ihnen zur Verfügung gestellt hatte.

Synagoge im jüdischen Suburbium

Diesmal waren wir wirklich erfolgreich und fanden die Gebäude, die freilich nicht zugänglich schienen. Und die Synagoge sahen wir nur im Hintergrund. Letztlich haben wir aber herausgefunden, dass von einer anderen Seite aus der Hof zu betreten ist, in dem sich ein Holocaust-Denkmal befindet, mit den Namen aller Ermordeten.

Zweisprachige Schule in Chmeľnica
Hl. Florian in Chmeľnica

Von Bardejov sind wir dann nach Stará Ľubovňa (deutsch Lublau oder Altlublau) weitergefahren. Einen kleinen Zwischenhalt haben wir in Chmeľnica / Hopgarten eingelegt, einem der letzten Dörfer in der Zips, in dem noch eine deutsche Minderheit lebt. Eine Tanzgruppe aus Hopgarten ist übrigens auch bei der Veranstaltung in Wilamowice aufgetreten, die ich im Februar besucht habe. Chmeľnica war wieder menschenleer, so waren wir nur kurz in der Kirche und ich habe einen wunderschönen Hl. Florian fotografiert, der an der Straße steht.

 

 

Eingang zur Militärausstellung

Danach haben wir ausgiebig die Burg von Stará Ľubovňa besucht. Auf dem Weg von Parkplatz zur Burg gibt es auch ein Bauernhausmuseum (das wir später besuchen wollten) und eine Militärausstellung, um die wir einen großen Bogen gemacht haben. Dort werden wahrscheinlich die historischen Verdienste der slovakischen Armee seit dem Großmährischen Reich bis heute gewürdigt…

Burg von Stará Ľubovňa
Publikum der Vorführung von Falknerinnen und Falknern

Von der Burg steht zwar nicht mehr sehr viel, aber wegen ihrer ehrwürdigen Geschichte (sie gehörte u. a. ca. 300 Jahre zu Polen) gibt es viel zu erzählen. Der Vortrag der Führerin über alle Herrscher der Burg von Anbeginn bis heute wurde aber durch eine Lautsprecherdurchsage unterbrochen, dass auf dem dritten Burghof die Vorführung der Falknerinnen und Falkner beginne. Ich bin dort nur widerstrebend hingegangen, aber die vielen jungen Zuschauer_innen, die den Hof füllten, waren durchaus auch ein Erlebnis. Ein weiteres Erlebnis war die Ausstellung über Izabella Zamoyska geb. Bourbon (!), eine spanische Prinzessin, die nach ihrer Heirat mit Jan Zamoyski einige Jahre auf Stará Ľubovňa lebte und wirtschaftete.

Bauernhausmuseum von Stará Ľubovňa

Wir haben noch kurz etwas gegessen und getrunken und wollten als nächstes das Bauernhausmuseum besuchen, das sich unterhalb der Burg befindet – aber da begann der Regen. Mit Müh und Not sind wir in die Kasse des Bauernhausmuseums geflohen, wo wir ca. zwanzig Minuten warteten. Und danach haben wir uns auf einen Besuch der griechisch-katholischen Kirche beschränkt, die sehr schöne Volkskunst aus dem 19. Jahrhundert enthält.

äDie evangelische Holzkirche von Kežmarok

Durch den Regen fuhren wir weiter nach Kežmarok. Ich war dort schon so oft, dass ich am liebsten verzichtet hätte, aber da Marián noch nie die evangelische Holzkirche gesehen hatte, sind wir dann doch dorthin gefahren. In der Holzkirche empfing uns eine resolute Dame, die uns gerne in allen Weltsprachen geführt hätte, aber ich blieb standhaft dabei, wir verstünden Slovakisch und benötigten keine Sonderbehandlung. Für uns beide und drei Polinnen gab es dann wirklich eine schöne Führung auf hohem Niveau, während einer Gruppe von Belgier_innen ein holländischer Text vorgelesen wurde… Dann ging es weiter in die neue evangelische Kirche (vom Ende des 19. Jahrhunderts), die man immer im Doppelpack besichtigen muss, obwohl sie nicht besonders interessant ist. Sehenswert ist wirklich nur das Grab von Imre Thököly (1657–1705), der gegen Ende des 17. Jahrhunderts mehrere Aufstände gegen die Habsburger anführte und überall unbeliebt ist – außer in Kesmark, wo er geboren ist und wohin man seine Überreste 1906 überführt hat. Auch in der neuen Kirche hatte ich meine Nationalität tunlichst geheimgehalten, mit dem Ergebnis, dass die Führerin mich wegen meines übermäßigen Interesses an Imre Thököly für einen Ungarn hielt… Nur gut, dass sie nicht meine Ungarischkenntnisse geprüft hat…

Dann fuhren wir gemütlich von Kežmarok gegen Westen. Ich wollte die großen Straßen in der Váh-Ebene vermeiden und fuhr wie am Vortag durch die Hohe Tatra, habe aber irgendwie nicht richtig aufgepasst. Mit dem Ergebnis, dass wir uns auf einmal in der Nähe der polnischen Grenze befanden (Tatarská Javorina)! Und so sind wir dann eine Abkürzung gefahren, durch Polen, die wirklich viel schneller war, trotz der Verlangsamung durch den vielen Verkehr auf polnischen Straßen. Wenn ich das richtig gesehen habe, war da auch eine Tour de Pologne unterwegs, aber sie ist uns nicht begegnet. Zakopane war wieder eine Herausforderung, aber auch diese haben wir gemeistert und waren gegen 18:30 an der slovakischen Grenze und gegen 19:15 in Tvrdošín.

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