Auch dieser Bericht wird wieder etwas kürzer, denn so richtig viel kann man in Békéscsaba nicht erleben. Es gibt zwar ein Museum, das einem mir bislang unbekannten ungarischen Historienmaler gewidmet ist, aber dafür habe ich im Moment keinen Bedarf – zumal ich auch ahne, in welcher Sprache die Bilder beschriftet sind. Statt dessen habe ich mich am mittleren Vormittag auf die Suche nach der slowakischen Minderheit gemacht. Das Kulturhaus der Minderheit hatte ich bald gefunden, habe es aber zunächst in großem Bogen umkreist, weil vor dem Haus eine Jugendgruppe saß, uniformiert in roten T-Shirts. Etwa 100 m weiter stand ein Bus aus dem slowakischen Pezinok, die Jugendlichen waren also keine Hiesigen und auf Besuch in Békéscsaba. Es gibt auch wieder zwei evangelische Kirchen, eine kleine und eine große, beide waren geschlossen. Dem Aushang an der großen entnahm ich aber, dass es zumindest einen slowakischen Gottesdienst am Sonntag um 8:45 gibt, in den werde ich morgen also gehen.
Aber auch die Speisekarte legte ein beredtes Zeugnis davon ab, dass das Slowakische hier nicht mehr sehr verbreitet ist. In der slowakischen Version waren zahlreiche Fehler, und wenn der Übersetzer ein Wort nicht kannte, schrieb er eben das ungarische Wort hin. Ich habe dann eine saure Suppe und einen slowakischen Fleischteller bestellt – die Portionen waren so riesig, dass ich nur einen Teil aufgegessen habe. Und gegen 14 Uhr war ich so erschöpft, dass ich erst einmal einen Mittagsschlaf machen musste.
Am späteren Nachmittag habe ich mich dann auf den Weg zum Friedhof von Békéscsaba gemacht. Der liegt am Stadtrand und ist zu großen Teilen neu, was bedeutet, dass dort auch vor allem ungarische Gräber zu finden sind. Slowakische Grabinschriften gibt es aber auch, in einem kleineren Teil gleich beim Eingang von der Straße. Es waren nur wenige Besucher auf dem Friedhof, die ich scheu aus der Ferne belauscht habe, aber die einzigen, die so ausschauten, dass ich mich vielleicht getraut hätte, sie anzusprechen, begrüßten mich laut mit jó napot.
Auf dem Rückweg bin ich durch kleine Straßen gelaufen – und entdeckte auf einmal ein slowakisches Straßenschild, sogar ohne Ungarisch. Als ich es fotografiert hatte, sprach mich ein älterer Mann an und überschüttete mich mit einem Wortschwall. Ich sagte nur noch schüchtern slovensky, und er antwortete: itt bent ‘da drinnen’. Also ging ich in die Gaststätte, bestellte ein Bier und begann zu lauschen, ohne Erfolg. Die Wirtin habe ich erst beim Bezahlen angesprochen, aber auch sie sprach nur ungarisch. Während ich über den Hof nach draußen ging, sah ich noch, wie sie den Gästen den unerhörten Vorfall berichtete, und alle schauten mir entgeistert nach.
In der Fußgängerzone nahe beim Hotel waren schon die ersten Vorbereitungen zum Nationalfeiertag am 19. August zugange. Dass ich in den gerate, erschreckt mich ziemlich, aber wenigstens verstehe ich ja nicht alles, was da gesagt wird bzw. auf Plakaten steht. In einem Festzelt in der Fußgängerzone spielte gleich ein ganzes Blasorchester auf, in weißen Hemden und mit klassischem Programm (Liszt).





