12. August: Puławy – Lublin – Sandomierz – Puławy

Am Samstag, dem letzten Tag, bevor dann die Rückreise nach Westen beginnt (in vielen Etappen…), wollte ich einen reinen Besichtigungstag einlegen und Orte besuchen, wo ich schon mal war, aber vor sehr langem. Entschieden habe ich mich dann für Lublin, wo ich Ende 1988 kurz war, und Sandomierz, wo ich im Frühjahr 1978 mit meinem Bruder und zweien seiner Freunde war. Und ich habe mich auch gleich entschlossen, kein strenges Programm zu machen, sondern einfach Sehenswürdigkeiten auszuwählen, die mich interessieren. Ich schreibe das deshalb, weil ich auf Facebook schon kritisiert wurde, mein Programm sei zu impressionistisch gewesen und es hätte noch so viel anderes gegeben.
In Lublin habe ich vor allem die Altstadt besichtigt, die sehr schön wiederhergerichtet ist. Die Stadt war ziemlich voll, was daran lag, dass gerade die Feierlichkeiten zum 700. Jahrestag der Gründung von Lublin begonnen hatten, die am 15. August, dem eigentlichen Jubiläum, kulminieren. Irgendwie habe ich das nicht gleich gemerkt und mich gewundert, warum an einem Stand eine einsame Slowakin vorführte, wie man Ostereier (sic!) bemalt. Und auch die Soldaten in historischen Uniformen, die da und dort am Straßenrand standen, sind mir gar nicht so aufgefallen. Gemerkt habe ich es schließlich, als mir zwei Zeitungsjungen in Vorkriegstracht begegneten, von denen ich dann auch einen „Lubliner Tagblatt“ (Dziennik Lublina) bekam. Dann erst bemerkte ich die Plakate und das reichhaltige Programm.
Mich zog es vor allem auf die Burg, die architektonisch nicht so überwältigend ist (sie wurde oft zerstört und zweckentfremdet, u.a. als Gefängnis, und schaut heute ziemlich modern aus), auf der sich aber ein Kleinod verbirgt, die Kapelle der Hl. Dreieinigkeit vom Anfang des 15. Jahrhunderts. Sie ist ganz mit Fresken ausgemalt, auf denen auch mehrfach der Stifter, Władysław Jagiełło, vorkommt. Und es gibt dort sogar eine kirchenslavische Inschrift, von der allerdings nur der untere Teil noch lesbar ist.
Ich war kurz nach 12 Uhr an der Kasse und wurde gleich gefragt, ob ich den Termin um 12 Uhr wollte. Das habe ich bejaht, weil ich dachte, es gehe um eine Führung, die gerade begonnen hat. Aber wie sich zeigte, wird die Kapelle immer eine halbe Stunde geöffnet (also 12:00-12:30), dann wieder geschlossen und zur nächste vollen Stunde geöffnet. Ich hoffe, dass dieses interessante konservatorische Verfahren auch wirklich funktioniert… Auf eine Beschreibung der Kapelle will ich verzichten, da ich kein Kunsthistoriker bin, und verweise einfach auf die paar Bilder, die ich unten anhänge.
Von der Burg gibt es auch einen tollen Blick auf die Altstadt, wobei zwischen Altstadt und Burg ein freier Platz ist, das war auch die einzige Stelle, an die ich mich erinnern kann. Möglicherweise ist das der Platz des ehemalige Ghettos, das jedenfalls an die Burg grenzte und 1942 zerstört wurde. Aber völlig sicher bin ich mir da nicht. Ich bin auch nicht auf den Platz hinabgestiegen, sondern wieder über die Brücke zwischen Stadt und Burg zurückgelaufen. Zu Mittag gegessen habe ich in einer Pizzeria, wo ich nach längerem Überlegen eine Pizza spinata ausgewählt habe, in der Meinung, da sei Spinat droben. Es war aber nur Wurst droben… Ich habe mich beschwert und erfahren, dass das eine salami spinatasei, und habe die Pizza dann brav gegessen, sie war sogar sehr gut. Auf Italienisch heißt sie übrigens salami spianata, da würde einen ja fast interessant, was für ein Lautwandel da vorgefallen ist.
Dann bin ich nach Sandomierz, da hoch über der Weichsel liegt und wo sich die mittelalterliche Stadt noch gut erhalten hat. Hier war die Erinnerung interessanterweise besser, obwohl der Besuch länger zurückliegt. Aber den beeindruckenden Turm am Stadteingang vergisst man nicht so leicht!

Ich war hier noch fauler und bin nur herumgelaufen, habe ein bisschen fotografiert und in einem Café einen Eiskaffee getrunken. So müssen auch hier die Bilder für sich sprechen. Am späteren Nachmittag bin ich nach Puławy zurückgefahren.
Slowakin bemalt Ostereier, im August
Altstadt von Lublin

Rathaus (?) von Lublin

Lubliner Schloss
Blick auf den Schlossplatz

Władysław Jagiełło auf dem Pferd

Stifterszene mit Władysław Jagiełło
Stifterinschrift von 1417

Blick in die Kapelle

Zeitungsjunge

Stadttor von Sandomierz

Innenstadt von Sandomierz
Rathaus von Sandomierz

Franziskaner lädt zum Besuch einer Galerie ein

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